Personen

Die Personen

Es sind eine ganze Menge Menschen, denen Gereon Rath im Laufe der Jahre begegnet. Hier ein paar kurze biografische Informationen zu den wichtigsten Romanfiguren. Die Hauptcharaktere stehen ganz am Anfang, die übrigen sind in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet.

Gereon Rath

Kriminalkommissar. Geboren am 5. März 1899 in Köln. Besucht die Katholische Volksschule Agrippastraße, dann das Apostelgymnasium (eigentlich: Königlich Katholisches Gymnasium an der Apostelkirche). Im Jahr 1908 zieht die Familie Rath vom Waidmarkt in der Kölner Altstadt in einen großzügigen Neubau nach Klettenberg. Sein Bruder Anno fällt 1916 an der Westfront. Gereon wird erst 1918 zum Militär eingezogen und absolviert die Grundausbildung in Porz bei Köln. Er wird an die Etappe versetzt und sieht dem Fronteinsatz bereits in fester Erwartung des eigenen Todes entgegen, da ist der Krieg plötzlich vorbei. Nach einem abgebrochenen Jurastudium tritt der jüngste Rath-Sohn 1922 in die Fußstapfen seines Vaters und des gefallenen Bruders Anno und geht zur Kriminalpolizei. 1924 besteht er die Prüfung und wird Kriminalkommissar im Kölner Polizeipräsidium in der Krebsgasse, entwickelt sich dort schnell zu einem erfolgreichen Mordermittler. Er verlobt sich mit der Tochter einer angesehenen Kölner Familie und scheint seinen Platz im Leben gefunden zu haben, bis ein tödlicher Schuss aus seiner Dienstwaffe und eine daraus resultierende Pressekampagne alles zerstört. Auf Vermittlung seines einflussreichen Vaters wechselt Gereon Rath im März 1929 in die Reichshauptstadt, zur dortigen Kriminalpolizei. Es fällt dem Kölner schwer, sich in Berlin einzuleben, aber nach und nach gewöhnt er sich so sehr an die Stadt, dass er gar nicht mehr weg möchte. Daran ist auch die junge Stenotypistin Charlotte Ritter nicht ganz unschuldig.

Charlotte Ritter

Von Freunden und Kollegen Charly genannt. Juristin. Geboren am 23. Oktober 1907 in Berlin-Moabit als Tochter des Gefängniswärters Christian Ritter und der Hausfrau Luise Ritter, nach dem frühen Tod ihres älteren Bruders Friedrich das einzige Kind der Familie. Sie geht auf die 206. Gemeindeschule in Moabit und besucht dann, obwohl sie aus einfachen, kleinbürgerlichen Verhältnissen stammt und in einer Dienstwohnung am Rande des Zellengefängnisses Moabit aufwächst, ab 1917 das X. Städtische Lyzeum (später Kleist-Lyzeum). Nach dem Abitur beginnt sie 1927 ein Jurastudium an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Lebt seit dieser Zeit mit ihrer Freundin Greta Overbeck in einer Wohnung in der Spenerstraße in Moabit, was einige Nachbarn misstrauisch beobachten. Um ihr Studium zu finanzieren arbeitet Charly zeitweise als Stenotypistin in der Inspektion A, wird dort, gefördert von ihrem Mentor Wilhelm Böhm und geschätzt von Ernst Gennat, auch bei Ermittlungen eingesetzt. In der Mordinspektion lernt sie schließlich Gereon Rath kennen, zu dem sie sich sofort hingezogen fühlt — bis sie die weniger angenehmen Seiten seines Charakters kennenlernt. Seit es die ersten Frauen bei der Berliner Kriminalpolizei gibt, ist es ihr Berufswunsch, einmal als Kriminalbeamtin zu arbeiten. Zunächst aber muss sie ihren juristischen Vorbereitungsdienst im Amtsgericht Lichtenberg absolvieren. Und dann entwickeln sich die politischen Verhältnisse in Deutschland in eine gänzlich andere Richtung als erwartet, mit Folgen auch für Charlys berufliche Laufbahn.

Personenregister

Konrad Adenauer

Oberbürgermeister von Köln und preußischer Staatsratsvorsitzender. Parteifreund von Engelbert Rath in der Zentrumspartei. Geboren am 5. Januar 1876 in Köln. 1894 Abitur am Apostelgymnasium, danach Jurastudium in Freiburg, München und Bonn. 1906 Beigeordneter der Stadt Köln, seit 1917 Oberbürgermeister. 1921 zum Präsidenten des preußischen Staatsrates gewählt. Wird von Unbekannten erpresst, die Mauscheleien öffentlich machen wollen, mit denen Adenauer eine Fehlspekulation mit Glanzstoffaktien ausgeglichen hatte. Adenauer bittet den Sohn seines Duzfreundes Engelbert Rath, sich diskret um die Sache zu kümmern.

Elisabeth Behnke

Witwe. Geboren 1891 in Wilmersdorf. Heiratet 1912 den vier Jahre älteren Helmut Behnke, der aber schon zwei Jahre später in den Krieg ziehen muss und im Mai 1917 an der Westfront fällt. Seine in Berlin zurückgebliebene kinderlose Witwe versucht, von dem ererbten Vermögen zu leben, das jedoch in der Inflation 1923 zu einem Nichts zusammenschmilzt, so dass sie gezwungen ist, die Dienstboten zu entlassen und die geräumige großbürgerliche Wohnung in der Nürnberger Straße umzubauen und unterzuvermieten. Elisabeth Behnke wird Raths erste Zimmerwirtin in Berlin — und dummerweise noch ein bisschen mehr als das.

Heinrich Bellmann

Filmproduzent und Antisemit. Geboren 1882 in Braunschweig. Nach einer Ausbildung zum Fotografen entdeckte er bald auch die Faszination der bewegten Bilder. Im Weltkrieg als Aufklärungsfotograf eingesetzt, strandete er bei Kriegsende mit einem Freicorps in Berlin, wo er nach dem missglückten Putsch 1920 zunächst als Kameramann mit dem Drehen von Filmen begann, schon bald aber selbst Filme produzierte. Nimmt die Herausforderung des neuen Mediums Tonfilm an und liefert sich einen erbitterten Wettstreit mit seinem Konkurrenten Manfred Oppenberg.

Theo Bendheim

Torwart des JFK Berlin. Geboren am 15. August 1921 als Sohn des Möbelhändlers Max Bendheim in Berlin-Schöneberg. Sein jüdischer Fußballclub gerät im Herbst 1938 in den Fokus der Geheimen Staatspolizei und wird von dieser drangsaliert. Als seine Familie beschließt, nach Palästina auszuwandern, nimmt er Reißaus und versucht sich, zu seinem Onkel nach Polen durchzuschlagen.

Wilhelm Böhm

Oberkommissar. Spitzname: „Bulldogge.“ Geboren am 7. Dezember 1884 in Pankow. Böhm kam im Jahr 1909 zur Kriminalpolizei, wurde kurz vor Kriegsausbruch Kommissar und vierzehn Jahre später Oberkommissar. Seit Gründung der Zentralen Mordinspektion im Jahre 1925 arbeitet er dort und ist einer der wichtigsten Mitarbeiter Ernst Gennats. Böhm pflegt einen sehr bärbeißigen Stil, nicht nur im Umgang mit Verdächtigen und Zeugen, sondern auch mit Kollegen und Untergebenen. Diese Art macht ihn im Kollegenkreis — und vor allen Dingen bei Gereon Rath — nicht gerade beliebt; im Grunde aber ist Böhm kein schlechter Kerl. Er hat 1927 dafür gesorgt, dass Charlotte Ritter als Stenotypistin in der Mordinspektion anfangen konnte und fördert sie auch sonst nach Kräften.

Maria Cofalka

Bibliothekarin. Geboren 1898 in Wielitzken, Landkreis Oletzko, Ostpreußen. Geht zu Lehrer Rammoser in die dortige Dorfschule und besucht später die Mittelschule in Marggrabowa. Arbeitet in den ersten Jahren nach dem Weltkrieg zunächst als Hilfskrankenschwester im Krankenhaus Marggrabowa und übernimmt später die Leitung der Kreisbücherei Treuburg.

Paul Czerwinski

Spitzname „Plum“. Kriminalsekretär. Geboren 1894 in Danzig. Nach dem Krieg Eintritt in die preußische Polizei. Im Laufe seiner Dienstjahre ist Czerwinski jeglicher Ehrgeiz abhanden gekommen. Bis auf die eine Beförderung zum Kriminalsekretär im Jahr 1925 hat er nichts vorzuweisen. Freundet sich schnell mit dem hageren Kriminalassistenten Henning an, als der 1928 seinen Dienst am Alex antritt, und kann es nur schwer verwinden, dass der ehrgeizigere Henning später Karriere macht und zu anderen Dienststellen versetzt wird. Arrangiert sich aber auch damit.

Hans Draxler

Hauptwachtmeister der Gendarmerie des Freistaats Bayern. Geboren 1889 in Schwabach bei Nürnberg. Kurz bevor Draxler 1914 in den Krieg ziehen musste, wurde seiner Frau Rosemarie der gemeinsame Sohn Georg geboren. Die Eltern sind stolz darauf, dass Georg Draxler zum ersten Jahrgang gehört, der zur Wehrmacht eingezogen wird. Neben seiner Gendarmenuniform trägt Draxler in seiner Freizeit auch die Uniform der SA.

Manfred Feinmann

Koscherer Schlachter. Unterhält einen Laden in der Grenadierstraße. Geboren 1901 in Berlin als Sohn des Schlachtermeisters Otto Feinmann. Als sein Vater an den Folgen einer SA-Haft stirbt, nimmt Feinmann Rache an dem dafür verantwortlichen SA-Scharführer. Da die Tat am 2. Juli 1934 geschieht, wird sie für eine Folge der Ereignisse um den sogenannten Röhm-Putsch gehalten und bleibt unentdeckt. Fortan aber ist Feinmann bereit, gegen eine gewisses Entgelt mit der Weltkriegspistole seines Vaters zu töten. Aber nur, wenn es gegen Nazis geht.

Joseph Flegenheimer

Der Berliner Cousin von Abraham Goldstein. Als Sohn von Ariel und Lea Flegenheimer 1904 in Berlin geboren arbeitet der gläubige Jude Joseph Flegenheimer bis zum Berufsverbot durch die Nationalsozialisten als Rechtsanwalt. Hilft seinem amerikanischen Cousin Abraham, als der von der Berliner Polizei gesucht wird. Flegenheimer ist mit dem katholischen Pfarrer Warszawski befreundet, mit dem er regelmäßig Schach spielt.

Vivian Franck

Filmschauspielerin. Geboren 1909 in Breslau als Riwka Franck. Wächst in einer streng orthodoxen jüdischen Familie auf, von der sie sich aber schon früh lossagt. Zusammen mit einem befreundeten Schauspieler flieht sie aus der Enge ihres Elternhauses in das freizügige Berlin, wo sie versucht, am Theater Fuß zu fassen und schnell reiche Gönner und Bewunderer findet. Einer davon ist Manfred Oppenberg, der der gut aussehenden Riwka den Künstlernamen Vivian verpasst und sie zum Film bringt — mit großem Erfolg. Die lebenslustige Schauspielerin versucht eines Abends auch, Gereon Rath zu verführen, was ihr jedoch misslingt.

Ernst Gennat

Kriminalrat. Spitzname „Buddha“ oder „der volle Ernst“. Geboren am 1. Januar 1880 in Plötzensee. Als Sohn des Oberinspektors der Strafanstalt Plötzensee wächst Gennat in der Dienstwohnung auf dem Gefängnisgelände auf. Nach der Volksschule besucht er das Königliche Luisengymnasium in Moabit. Danach Militärzeit. 1904 nach acht Semestern an der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität Abbruch des Jurastudiums und Eintritt in die Kriminalpolizei. 1905 besteht Gennat die Prüfung zum Kommissar und wird Kriminalkommissar in der Berliner Polizei. 1925 Aufbau der Zentralen Mordinspektion in der Inspektion A, deren Leitung er übernimmt, und Beförderung zum Kriminalrat. Schon zu Lebzeiten ist Gennat eine Legende. Die Presse berichtet über ihn und seine Mitarbeiter wie über Filmstars. Um die modernen Ermittlungsmethoden der Berliner Kriminalpolizei kennenzulernen, die Gennat eingeführt hat und stetig verbessert, pilgern viele ausländische Polizisten zum Alex, aber auch Prominente wie Edgar Wallace oder Charlie Chaplin.

Abraham Goldstein

Spitzname „Handsome Abe“. Geboren 1902 in Williamsburg, einem Stadtteil von Brooklyn, NY, aufgewachsen in einem armen jüdisch-orthodoxen Elternhaus. Nach dem Tod seiner Mutter entzieht sich Abe Goldstein der Aufsicht seines streng religiösen Vaters und schließt sich einer Street Gang an, erledigt kleinere Aufträge für den jüdischen Gangster Moses „Fat Moe“ Berkowicz, der ihn schließlich zu seinem Killer macht. Als Todesengel von Fat Moe erarbeitet sich Goldstein Respekt in der New Yorker Unterwelt, bis er in einem sich anbahnenden Gangsterkrieg schließlich selbst auf Moes Abschussliste gerät und New York verlassen muss. Auch aus diesem Grund besucht Abe Goldstein im Sommer 1931 Berlin, die Stadt, in der ein Großteil seiner Verwandtschaft lebt.

Marion Goldstein

Als Marion Bosetzky 1906 in Braunschweig geboren und nach dem Krieg mit 17 Jahren nach Berlin gegangen. Ehemals Nackttänzerin im Venuskeller. Lernt als Zimmermädchen im Hotel Excelsior Abraham Goldstein kennen, auf den sie eigentlich angesetzt ist. Sie verliebt sich in den Gangster und folgt ihm nach Brooklyn, wo sie ihn schließlich heiratet. Hat ein zwiespältiges Verhältnis zu Johann Marlow.

Erich Grigat

Polizeimeister und damit höchstrangiger Beamter der kommunalen Polizei in Treuburg (Marggrabowa), Ostpreußen. Geboren 1892 in Elbing, Westpreußen. Arbeitet nach seiner Schulzeit zunächst in der elterlichen Schlachterei, bevor er 1914 zu den Waffen gerufen wird. Kämpft nach dem Krieg zunächst noch im Baltikum als Angehöriger eines Freicorps gegen sowjetrussische Truppen, bevor er sich bei der Königsberger Polizei bewirbt, wo er sich, dank seiner guten Kontakte aus Freicorpszeiten, schnell hocharbeitet. Kommt 1929 als neuer Polizeichef nach Treuburg.

Friedrich Grimberg

Sprengmeister. Geboren 1888 in Odenthal, Rheinprovinz. Arbeitet nach seinem Wehrdienst als Sprengmeister in Steinbrüchen überall im Rheinland. Mit Ausbruch des Krieges kommt er mit dem 1. Garde-Reserve-Infanterie-Regiment an die Ostfront und später nach Flandern, wo er 1917 für die Operation Alberich Sprengfallen konstruiert. Wird bis zum Feldwebel befördert. Greift nach dem Krieg wieder seinen Zivilberuf als Sprengmeister auf und findet in den Kalksteinbrüchen Oetelshofen einen Arbeitsplatz auf Dauer. Grimberg heiratet 1925 und nimmt sich mit seiner Frau Käthe eine kleine Wohnung in Elberfeld. Die Ehe bleibt kinderlos.

Albert Grzesinski

Polizeipräsident. Geboren am 28. Juli 1879 in Treptow, Pommern. Nach der Volksschule in Spandau Metalldrückerlehre, seit 1897 Gewerkschaftsfunktionär, ein Jahr später Eintritt in die SPD. Nach der Revolution 1918 Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates in Kassel. Mitarbeit in verschieden Ministerien, ab 1922 Präsident des preußischen Landespolizeiamtes, nach dessen Auflösung von Mai 1925 bis Oktober 1926 Polizeipräsident in Berlin. 1926 wird Grzesinski preußischer Innenminister, tritt aber 1930 wegen einer privaten Affäre, die die politischen Gegner gegen ihn wenden, von diesem Amt zurück. Im November 1930 wird Albert Grzesinski, nach der Verabschiedung seines Nachfolgers Zörgiebel, erneut Polizeipräsident in Berlin. Grzesinski genießt den Respekt der Kollegen in der Burg.

Reinhold Gräf

Geboren am 19. Januar 1906 in Rixdorf. Nach seiner Schullaufbahn geht Gräf zur Polizeischule in Eiche bei Potsdam, arbeitet seit März 1927 als Kriminalassistent bei der Kriminalpolizei, zunächst im Polizeiamt Kreuzberg, seit Juni 1928 in der Inspektion A am Alexanderplatz, wo er sich mit der Stenotypistin Charlotte Ritter anfreundet. Im Juni 1929 Beförderung zum Kriminalsekretär, eine Beförderung, die er einem Einsatz mit Gereon Rath verdankt. Für Rath ist Gräf lange Zeit so etwas wie ein Freund, jedenfalls der einzige Kollege, mit dem er ab und zu ein Bier trinken geht — und das dann meist im Nassen Dreieck am Wassertorplatz. Reinhold Gräf ist Junggeselle und lebt in der Nähe des Schlesischen Tores, übernimmt aber später die Kreuzberger Wohnung von Gereon Rath am Luisenufer. Seine Karriere nimmt nach 1933 Fahrt auf, als er dem Ruf zur Politischen Polizei folgt.

Eva Heinen

Inhaberin des Rheinischen Möbelhauses. Eva Heinen, verwitwete Engel, geboren 1889 in Bonn, stammt aus katholischem rheinischen Elternhaus. Die Tochter eines Bonner Steinbruchbetreibers verliebt sich während eines Geschäftsbesuchs in den Möbelhändler Benjamin Engel. Die beiden heiraten, der Jude Engel konvertiert ihr zuliebe zum katholischen Glauben. Nachdem Benjamin Engel, Hauptmann der Reserve, nicht mehr aus dem Krieg zurückkehrt, führt sie das Möbelhaus allein weiter und kümmert sich um ihre Kinder Walther und Edith.

Wolf-Heinrich von Helldorff

Polizeipräsident. Geboren am 4. Oktober 1869 in Merseburg nahm er am Weltkrieg teil und schloss sich nach Kriegsende mehreren Freicorps an. Mit dem Freicorps Roßbach nahm er 1920 am Kapp-Putsch teil und musste nach dessen Scheitern außer Landes fliehen. 1930 trat Helldorff in die NSDAP ein und wurde deren Fraktionsvorsitzender im preußischen Landtag. Als SA-Führer organisierte er im September 1931 in Berlin den ersten antisemitischen Pogrom auf dem Kurfürstendamm. 1933 wurde er Polizeipräsident von Potsdam und 1935 Polizeipräsident von Berlin.

Alfons Henning

Spitzname „Plisch“. Kriminalassistent. Geboren 1907 in Wartenburg, Ostpreußen. Kommt von der Polizeischule Eiche bei Potsdam im Sommer 1928 direkt zur Inspektion A im Berliner Polizeipräsidium, freundet sich dort mit Kriminalsekretär Paul Czerwinski an. Henning ist jedoch deutlich ehrgeiziger als sein dicker Kumpel und väterlicher Freund, was die beiden irgendwann unterschiedliche Berufswege einschlagen lässt. Henning bringt es später bis zum Kriminalkommissar und ins Landeskriminalpolizeiamt Preußen.

Bayume Mohamed Husen

Kellner, Kisuaheli-Sprachlehrer und Schauspieler. Geboren am 22. Februar 1904 als Mahjub bin Adam Mohamed in Daressalam, Deutsch-Ostafrika, als Sohn eines afrikanischen Offiziers der Kaiserlichen Schutztruppe. Nimmt als Kindersoldat am Weltkrieg in Ostafrika teil und wird 1917 verwundet. 1929 kommt er nach Deutschland, um den noch ausstehenden Sold für sich und seinen Vater einzufordern. Arbeitet als Kellner im Haus Vaterland, wo er auch Charlotte Ritter kennenlernt.

Stephan Jänicke

Kriminalassistent. Geboren 1908 in Allenstein, Ostpreußen. Nach der Polizeischule in Eiche wird er im Frühjahr 1929 Kriminalassistent und bekommt eine Stelle am Alex, in der Inspektion E, der Sittenpolizei. Dort ist er Gereon Raths Kollege bis zu dessen Wechsel in die Inspektion A. Auch an höherer Stelle ist man auf den wortkargen, aber ehrgeizigen Ostpreußen aufmerksam geworden und möchte ihn für besondere Aufgaben einsetzen.

Leopold Juretzka

Genannt der lange Leo. Als Nachfolger von Hugo Lenz Chef des Ringvereins Berolina. Geboren 1902 in Friedrichsberg gerät Juretzka schnell in den Bannkreis der Berolina, deren Mitglied er kurz nach dem Weltkrieg wird. Er ist eigensinnig und introvertiert, was ihn seinem Geschäftspartner Johann Marlow immer mehr entfremdet.

Horst Kaczmarek

Genannt Katsche, SA-Rottenführer. Geboren 1908 im Wedding gerät Katsche, ein vierschrötiger Kerl mit sadistischen Zügen, schon bald nach dem Krieg auf die schiefe Bahn und schließt sich nach seinem ersten Gefängnisaufenthalt dem Ringverein Nordpiraten an. Katsche beherrscht ein grausames Kunststück, das er immer zeigen darf, wenn Piratenchef Lapke jemanden demütigen und einschüchtern will.

Gero Karthaus

Gerichtsmediziner. Geboren 1892 in Helmstedt. Sein Medizinstudium, das er an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin begonnen hatte, musste er wegen des Weltkrieges unterbrechen, an dem er als Sanitäter teilnahm. Nach dem Krieg war er zunächst Mitglied eines Freicorps, bevor er sein Studium fortsetzte und 1923 mit Promotion abschloss. Karthaus ist Kettenraucher, leidenschaftlicher Autofahrer und hegt Interesse für makrabe Dinge wie mittelalterliche Foltermethoden. Er hasst Unpünktlichkeit und pflichtvergessene Kriminalbeamte.

Franz Krajewski

Kokainhändler, Kaiserdouble und Pornodarsteller. Geboren 1901 in Rixdorf. Seine Ähnlichkeit mit dem abgedankten Kaiser Wilhelm II. (in dessen jungen Jahren) bringt dem sonst eher erfolglosen Kleinganoven Krajewski einen einträglichen Job als Pornodarsteller ein — den er allerdings bald mit dem eines Polizeispitzels tauschen muss. Krajewski wird von Raths erstem Berliner Chef Bruno Wolter für die Sittenpolizei rekrutiert, doch setzt Rath ihn bald auch für andere Zwecke ein.

Kirie

Bouvier-Hündin aus Belgien, reinrassig, geboren im Oktober 1929. Mehr oder weniger zufällig kommt Gereon Rath in ihren Besitz, und von da an bestimmt sie große Teile seines täglichen Lebens, mehr jedenfalls, als dem Kommissar lieb ist. Kiries Name ist hergeleitet vom Französischen la petite qui rit (die Kleine, die lacht), und tatsächlich scheint sie manchmal zu lächeln, wenn sie einen anschaut. Kiries Fähigkeiten als Polizeihund oder gar Spürhund halten sich dagegen eher in Grenzen.

Anton Kowalski

Kriminalassistent bei der Kriminalpolizei Königsberg, Ostpreußen. Geboren 1909 in Markowsken, Kreis Oletzko. Sein Vater fällt in den ersten Tagen des Weltkrieges, seine Mutter heiratet kurz nach Kriegsende noch einmal und wandert nach Amerika aus. Kowalski bleibt in Ostpreußen und lebt bei seinem Onkel, einem Schuhmachermeister, in Marggrabowa. Nach der Realschule besucht er die Polizeischule in Sensburg und geht dann nach Königsberg zur Kriminalpolizei. Die Begegnung mit Gereon Rath weckt seinen Ehrgeiz.

Hermann Lapke

Chef des Ringvereins Nordpiraten. Geboren 1895 in Gesundbrunnen. Eher schmächtig von Gestalt verschafft Lapke sich anderweitig Respekt. Er wird meist unterschätzt und versteht es, geschickt zu taktieren. Leitet die Nordpiraten zusammen mit Rudi Höller, bis alle beide bei einem versuchten Bankeinbruch 1929 der Polizei in die Hände fallen. Nach der Haftentlassung und Höllers Tod leitet er die Nordpiraten alleine und führt sie auch geschickt durch die Zeit nach 1933, als die Ringvereine ins Visier der neuen Machthaber geraten.

Andreas Lange

Kriminalassistent. Geboren am 11. Mai 1906 in Linden bei Hannover. Beginnt seine Laufbahn im Juni 1928 in der Kriminalpolizei Hannover. Im Februar 1930 wechselt Lange nach Berlin und bekommt einen der begehrten Posten in Gennats Mordinspektion. Er ist schüchtern und wird schnell rot, arbeitet jedoch äußerst gewissenhaft und hartnäckig. Gennat verspricht sich viel von dem jungen Mann und hat ihn unauffällig unter seine Fittiche genommen. Lange ist Junggeselle und lebt in einem möblierten Zimmer in der Danziger Straße. Er widersteht später dem Werben der Politischen Polizei bzw. der Geheimen Staatspolizei, verzichtet nach einem kurzen Gastspiel auf die in Aussicht gestellte Karriere dort und bleibt Gennats Mordinspektion treu, wird eine zeitlang Gereon Raths Partner. Seitdem er mit Charlotte Ritter einmal in einer internen Ermittlung zusammenarbeitet, verbindet die beiden eine kollegiale Freundschaft.

Hugo Lenz

Genannt der rote Hugo. Chef des Ringvereins Berolina. Geboren 1896 in Stralau. Schlägt sich als Gelegenheitsarbeiter und Gelegenheitskrimineller im Osthafen durch, bis er, nach einem kurzen Einsatz im zu Ende gehenden Weltkrieg und einer ersten Haftstrafe, dort vom Berolina-Chef Adolf Winkler aufgegriffen und dessen Stellvertreter wird. Leitet die Geschäfte der Berolina während Winklers Haftzeit und übernimmt den Ringverein nach Winklers Tod 1927. Fädelt die Zusammenarbeit der Berolina mit Johann Marlow ein.

Magnus von Levetzow

Polizeipräsident. Geboren am 8. Januar 1871 in Flensburg. Nach dem Abitur am Johanneum in Hamburg macht von Levetzow Karriere in der Kaiserlichen Marine. Nach dem Krieg, inzwischen zum Konteradmiral aufgestiegen, nimmt von Levetzow 1920 am Kapp-Putsch teil und wird daraufhin aus der Marine entlassen. 1931 bereits in die NSDAP eingetreten, wird Magnus von Levetzow am 15. Februar 1933 als Nachfolger des erst ein halbes Jahr zuvor durch Franz von Papen eingesetzten Kurt Melcher Polizeipräsident von Berlin.

Liang Kuen-Yao

Johann Marlows Leibwächter und ständiger Begleiter. Wortkarg, undurchschaubar und hochintelligent. Geboren 1907 in Tsingtau/Kiautschou als Sohn der chinesischen Dolmetscherin Chen-Lu. Offiziell gilt der Chauffeur des kaiserlichen Forstinspektors, der die Dolmetscherin vor der Geburt ihres Sohnes heiratet, als Kuen-Yaos Vater, doch gehen Gerüchte um, der Forstinspektor selbst habe das Kind gezeugt. Der Chauffeur stirbt 1914, als japanische Soldaten die deutsche Kolonie besetzen, doch Mutter und Sohn gelingt die Flucht nach Deutschland. Kurz vor Kriegsende ringt die todkranke Chen-Lu an ihrem Sterbebett Johann Marlow das Versprechen ab, sich um ihren halbwüchsigen Sohn zu kümmern. So wird Marlow zu einer Art Ersatzvater für Liang. Niemand in der Unterwelt weiß von der engen privaten Bindung der beiden, doch alle haben sie großen Respekt vor dem Chinesen.

Johann Marlow

Geschäftsmann. Hinter seinem Rücken auch respektvoll Doktor Mabuse oder einfach nur Doktor M. genannt. Geboren am 17. August 1891 auf Gut Altendorf, Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin. Marlow brach wegen des Krieges sein gerade begonnenes Medizinstudium ab und war dann an der Ostfront als Sanitäter im Einsatz. Nach dem Krieg schloss er sich zunächst einem Freicorps an und arbeitete nach seiner Rückkehr aus dem Baltikum zunächst als illegaler Arzt und Morphinhändler in Berlin. Mit Hilfe seines Weltkriegskameraden Hugo Lenz und dessen Ringverein Berolina baute Marlow schließlich ein Imperium auf, das von illegalen Geschäften aller Art lebt, in der Hauptsache Rauschgift, illegale Nachtlokale und Spielhöllen. Auf Marlows Lohnliste stehen einige Beamte des Berliner Polizeipräsidiums. Gereon Rath gehört nicht dazu, dennoch hat Marlow ein besonderes Verhältnis zu dem Mordermittler.

Wolfgang Marquard

Cineast und Filmmagnat. Geboren 1903 in der Gemeinde Wannsee. Marquards unbeschwerte Kindheit findet ein abruptes Ende, als der Junge vierzehnjährig an Diabetes erkrankt und beinah daran stirbt. Erst die neu entdeckte Insulintherapie rettet sein Leben. Nach dem frühen Tod des Vaters nutzt er sein ererbtes Vermögen, um der Leidenschaft nachzugehen, die ihn in den schweren Krankheitsjahren am Leben gehalten hat: dem Film. Wolfgang Marquard baut einen Filmverleih auf und ein Kopierwerk und erwirbt auch einige Lichtspielhäuser in Berlin. Dem aufkommenden Tonfilm allerdings steht er ablehnend gegenüber.

Olympia Morgan

Unternehmerwitwe. Geboren 1886 in Chicago als Olympia Dimopoulou lernt sie, die selbst aktiv Schwimmsport betreibt, den Olympiaschwimmer Walter Morgan kennen, den sie 1905 heiratet. Während ihr Mann sich mehr und mehr als Sportfunktionär betätigt, leitet Olympia dessen Unternehmen, eine Konservenfabrik, die nach dem Kriegseintritt der USA 1917 stark expandiert. Als Walter Morgan 1936 bei den Spielen im Olympischen Dorf tot zusammenbricht, reist die Witwe nach Berlin. 

Arthur Nebe

Kriminalbeamter. Am 13. November 1894 geboren meldet sich Nebe nach dem Notabitur 1914 zum Kriegsdienst. 1920 beginnt er seine Karriere als Kommissaranwärter bei der Berliner Kriminalpolizei, unter anderem als Rauschgiftfahnder und Leiter des Raubdezernats. 1931 tritt er, zunächst ohne Wissen seiner Kollegen und Vorgesetzten, in die NSDAP ein. 1933 als Kriminalrat zunächst bei der Geheimen Staatspolizei, ab 1935 Leiter des preußischen Landeskriminalpolizeiamtes, wo er der neue Vorgesetzte von Gereon Rath wird.

Manfred Oppenberg

Filmproduzent. Geboren 1877 in Charlottenburg. Den Sohn eines jüdischen Kaufmanns hat es schon früh zu Theater und Varieté hingezogen. Nach einer kaufmännischen Ausbildung und ein paar Jahren in der Firma seines Vaters pachtete Oppenberg 1903 ein Varietétheater, in dem er bald auch Filme zeigte. Fasziniert von dem neuen Medium, begann er mit einigen Künstlern aus seiner Truppe, selbst Filme zu drehen. Manfred Oppenberg ist Filmproduzent aus Leidenschaft — und mit einer Neigung zu einem ausschweifenden Nachtleben, illegalen Drogen und jüngeren Frauen, bevorzugt Filmschauspielerinnen.

Adolf Osterberg

Direktor einer Wollweberei in Cottbus. 1885 geboren ist Osterberg ein deutscher Patriot, der stolz darauf ist, im Weltkrieg unter Hindenburg an der Ostfront gekämpft zu haben. Dass der Patriotismus eines deutschen Juden im Deutschland nach 1933 nichts mehr bedeutet, dass der Antisemitismus der Nazis auch einen Kriegsteilnehmer wie ihn meint, merkt Osterberg erst, als er im Mai 1934 mit seinem Auto in eine SA-Kontrolle gerät.

Greta Overbeck

Germanistikstudentin. Geboren 1906 in Hamburg als Tochter eines deutschen Ingenieurs und einer schwedischen Schauspielerin. Nach dem Krieg zieht die Familie Overbeck nach Berlin, und Greta besucht das Kleist-Lyzeum in Moabit, wo sie Charlotte Ritter kennenlernt und sich mit ihr anfreundet. Als ihre Eltern Berlin wieder verlassen, bleibt Greta, die mittlerweile an der Friedrich-Wilhelms-Unsiversität ein Studium aufgenommen hat, und bezieht eine von denreta Eltern finanzierte Wohnung in der Spenerstraße, in die dann im Jahre 1927 auch Charly einzieht. Der Vermieter toleriert die ungewöhnliche Zweckgemeinschaft; die Nachbarn im Haus sehen das teilweise anders, vor allem, wenn die Damenwohngemeinschaft Herrenbesuch erhält. Misstrauischste Nachbarin ist die alte Frau Brettschneider von nebenan.

Monika Rademann

Hausfrau und Mutter. Geboren 1905 in Spandau. Heiratet 1919 den Kriegsheimkehrer und Sportlehrer Wilhelm Rademann, dem sie zwei Söhne gebiert. Fügt sich in die Rolle der gehorsamen Ehefrau, denn sie vergöttert ihren Mann, der ein strenges Regiment führt und schon bald in der NSDAP und später in der Reichsjugendführung Karriere macht.

Wilhelm Rademann

SA-Mann, Hitlerjugendführer und Dezernatsleiter in der Reichsjugendführung. Geboren 1897 in Wilmersdorf. Rademann, NSDAP-Mitglied seit 1928, ist der HJ-Führer von Fritze Thormann und Vater von dessen besten Freund Atze. Er fördert Fritze nach Kräften, sieht aber dessen Pflegeeltern eher skeptisch und betreibt die Aufnahme des Jungen in seine eigene Familie. Rademann arbeitete nach seiner Heimkehr aus dem Krieg ursprünglich als Sportlehrer, machte nach 1933 aber rasch Karriere in der Reichsjugendführung.

Artur Radlewski

Einsiedler. Geboren 1898 in Wielitzken, Kreis Oletzko, Ostpreußen, wo er mit sechs Jahren auf die Dorfschule kommt. Wird von seinem alkoholkranken Vater immer wieder geschlagen und flüchtet sich in die Welt der Bücher, in die Welt von Karl May und die der nordamerikanischen Indianer, deren naturnahe Lebensweise er bewundert. Als sein Vater eines Tages im Rausch die Mutter totzuschlagen droht, skalpiert der inzwischen fünfzehnhjährige Artur diesen bei lebendigem Leib und flieht kurz vor Kriegsausbruch in die masurischen Wälder. Der alkoholisierte Vater verblutet an seinen schlimmen Kopfwunden; die Mutter kommt zwar wieder auf die Beine, verfällt allerdings alsbald dem Alkohol und stirbt wenige Jahre nach dem Krieg, vermutlich an unreinem, schwarzgebrannten Alkohol.

Erich Rambow

Schlachtergeselle. Geboren 1908 in Lichtenberg und aufgewachsen im Bötzowkiez. Wortkarg und blitzschnell. Arbeitet in der Fleischerei des Kaufhauses Wertheim und lernt dort Alexandra Reinhold kennen, für die er heimlich schwärmt und die er bedingungslos unterstützt.

Karl Rammoser

Dorflehrer und passionierter Schwarzbrenner. Geboren 1905 in Wielitzken, Kreis Oletzko, Ostpreußen. Besucht die dortige Dorfschule, an der sein Vater unterrichtet, später dann die Realschule in Marggrabowa. Nach dem Realschulabschluss geht Rammoser, dessen Vorfahren im 18. Jahrhundert als Glaubensflüchtlinge aus dem Salzburgischen nach Ostpreußen gekommen sind, für drei Jahre auf das Lehrerseminar in Pillkallen, unterrichtet zunächst an Dorfschulen im Raum Goldap, bevor er von seinem inzwischen pensionierten Vater die Dorflehrerstelle in Wielitzken übernimmt.

Engelbert Rath

Kriminaldirektor im Polizeipräsidium Köln. Geboren am 21. August 1871 in Köln. Der Vater von Gereon Rath ist Mitglied des Zentrums, Duzfreund von Oberbürgermeister Konrad Adenauer, Katholik und Rheinpreuße durch und durch, ein Meister des kölschen Klüngels. Und genau das sind auch die Dinge, die sein Sohn Gereon an ihm hasst. Sein Ältester, Lieblingssohn Anno, das unerreichbare Vorbild für Gereon, fiel im Weltkrieg, der Zweitälteste, Severin, ging 1914, kurz vor Ausbruch des Krieges, in die USA und wird seitdem von Engelbert Rath als Fahnenflüchtiger betrachtet. Über Severin redet man im Hause Rath nicht.

Severin Rath

Gereon Raths älterer Bruder. Geboren 1895 in Köln als zweitältestes Kind der Eheleute Engelbert und Erika Rath. Wird von seinem Vater nach einem Streich, den er dem Pfarrer von Sankt Bruno gespielt hat, in ein katholisches Internat gesteckt. Nach den traumatischen Erfahrungen dort verlässt er Deutschland und geht 1914 kurz vor Kriegsausbruch in die USA und nennt sich dort Sevron Rath. Lebt in Hoboken und arbeitet als Musikjournalist für verschiedene New Yorker Zeitungen. Nachdem der Vater ihn verstößt, ist sein Bruder Gereon der einzige Kölner, der noch Kontakt zu ihm hält. 

Herbert Reincke

Gerichtsmediziner. Geboren 1902 in Stettin. Nach dem Medizinstudium in Greifswald und Berlin erfolgt die Promotion an der Friedrich-Wilhelms-Universität im Jahr 1930. Ein Jahr später tritt Reincke der NSDAP bei, was seine Karriere ab 1933 sehr befördert.

Alexandra Reinhold

Von allen nur Alex genannt. Obdachlose Gelegenheitsdiebin. Geboren am 6. April 1913 in Berlin-Friedrichshain. Bekommt nach der Volksschule eine Stelle bei der Feinkostabteilung des Kaufhauses Wertheim am Leipziger Platz. Als sie diese Stelle wegen Einsparmaßnahmen kurz vor dem Weihnachtsfest 1930 verliert und ihr Vater sie vor die Tür setzt, weil sie in ihrer Not gestohlen hat, landet sie auf der Straße. Sie lernt Benny kennen, der zwar jünger ist als sie, aber weiß, wie man auf der Straße überlebt, wo man Obdach findet und wie man an Essen kommt, an Zigaretten und andere überlebenswichtige Dinge. Nach einer Serie von Kaufhauseinbrüchen bekommt Alex im Sommer 1931 große Probleme.

Klaus von Rekowski

SS-Mann und Verwaltungsbeamter. Geboren 1903 in Spandau. Rekowski ist großer Jazzliebhaber und regelmäßiger Besucher des Groschenkellers. Die Leidenschaft für diese Musik gibt er auch nicht auf, als er 1933 aus Karrieregründen in die SS eintritt. Krankhaft eifersüchtig. Lernt 1936 Greta Overbeck kennen und verliebt sich in Charlys Freundin.

Luise Ritter

Hausfrau und Mutter von Charlotte Ritter. Geboren 1885 im brandenburgischen Schwiebus als Luise Konrad kommt sie als junges Mädchen nach Berlin, wo sie eine Stelle als Hausmädchen bei Gefängnisdirektor Norten im Zellengefängnis Moabit antritt. Dort lernt sie den Wärter Christian Ritter kennen, den sie heiratet. Nach dessen Tod 1927 kehrt Luise Ritter zu ihrer Familie nach Schwiebus zurück. Das Verhältnis zu ihrer Tochter ist nicht das beste, auch weil Luise Ritter sehr naiv ist und in dieser Naivität auch für Hitler schwärmt. Zu Fritze Thormann hingegen hat sie einen guten Draht.

Achim von Roddeck

Leutnant a.D., Eintänzer, Schriftsteller. Geboren 1892 auf Schloss Anholt im Münsterland. Entstammt einer alten, aber verarmten rheinischen Offiziersfamilie. Besucht zunächst die Kadettenanstalt in Bensberg, danach die Hauptkadettenanstalt in Groß-Lichterfelde. Nach dem Abitur wechselt Roddeck auf die Kriegsschule Potsdam. Als der Weltkrieg ausbricht, hat er gerade das Leutnantspatent erworben. Die Reichswehr übernimmt ihn nach Kriegsende nicht, der mittellose, aber gutaussehende Mann mit geschliffenen Manieren schlägt sich als Eintänzer durch. Bis er mit seinen 1933 veröffentlichten Kriegserinnerungen „Märzgefallene“ einen unerwarteten Erfolg auf dem Buchmarkt feiert.

Magnus Schwartz

Gerichtsmediziner. Geboren 1878 in Berlin. Entstammt einer liberalen jüdischen Familie mit einer langen Medizinertradition. Das Medizinstudium an der Friedrich-Wilhelms-Universität ab 1898 war also vorbestimmt. Promotion 1904. Weltkriegsteilnehmer als Leiter eines Feldlazaretts. Seit 1920 Gerichtsmediziner und Privatdozent für Pathologische Anatomie an der medizinischen Fakultät. Seine Arbeitsplätze sind die Seziersäle im Leichenschauhaus an der Hannoverschen Straße und das Pathologische Institut an der Charité. Doktor Schwartz nimmt seinen Beruf ernst, neigt jedoch dazu, mit Frischlingen, seien es nun Studenten oder Polizisten, makabre Scherze zu treiben. Was er überhaupt nicht mag, sind besserwisserische Kriminalbeamte und vorlaute Studenten.

Winfried Sebald

Geschäftsführer des Venuskellers. Geboren 1895 in Berlin. Schlug sich nach dem Krieg zunächst als Schmuggler und Schwarzbrenner durch, bis er Johann Marlow kennenlernte, der ihn als Strohmann zum Geschäftsführer seines neuen Nachtclubs machte. Nach Marlows Rückzug aus den illegalen Geschäften übernahm Sebald den Venuskeller zur Gänze, was dem Lokal nicht guttat. Nach 1935 verdient er sich etwas dazu, indem er den SD die Separees des Venuskellers abhören lässt.

Friedhelm Siegel

genannt Freddy. Pianist und Lebenskünstler. Geboren 1902 in eine Medizinerfamilie in Charlottenburg. Sein Vater bricht mit ihm und entzieht ihm jegliche Unterstützung, als er sich gegen die Medizin und für die Musik entscheidet. Hält sich mit Klavierstunden über Wasser, seine Leidenschaft aber gilt dem Jazz. Stammgast im Groschenkeller in der Kantstraße.

Hannah Singer

Psychiatriepatientin. 1917 geboren kennt sie ihren Vater Heinz Singer, der im Weltkrieg beide Beine verliert, nur als verbitterten Kriegskrüppel. Nach dem Tod der Mutter rutschen Vater und Tochter in die Armut, schließen sich aus purer Not einer Bettlerbande an. Hannah hilft ihrem morphiumsüchtigen Vater beim Betteln und verkauft Streichhölzer auf der Weidendammer Brücke. Als sie in der Silvesternacht 1931 aus unerfindlichen Gründen die Bettlerbaracke am Bülowplatz anzündet, in der ihr Vater mit weiteren Bandenmitgliedern schläft und das Feuer acht Menschen sterben lässt, wird sie in die geschlossene Anstalt der Wittenauer Heilstätten eingewiesen.

Swetlana Sorokina

Russische Gräfin, geboren 1902 in St. Petersburg. Als einzige ihrer Familie gelingt ihr in den russischen Revolutionswirren die Flucht ins Ausland. In Berlin schlägt sie sich als Nachtclubsängerin durch, bis sich ihr 1929 eine Möglichkeit eröffnet, das Gold der Sorokins, das ihr Vater noch vor dem Zugriff der Sowjets hatte retten können, nach Berlin zu schmuggeln. Dabei hilft ihr unter anderem Johann Marlow.

Franz Sowa

SS-Sturmbannführer. 1900 in München geboren und 1929 in die SS eingetreten macht Sowa schnell Karriere in Heydrichs Sicherheitsdienst und wird 1934 zusammen mit seinem Chef von München nach Berlin versetzt. Sowa ist Geheimdienstler durch und durch un versucht, Johann Marlow zum Abhören der Separees im Venuskeller zu überreden, in dem auch immer wieder Parteigrößen verkehren.

Erich Sperling

Sturmbannführer des SA-Feldjägerkorps. Da das Feldjägerkorps, stationiert in der Alexanderkaserne, für interne Vergehen der SA zuständig ist, eignet sich ein korrupter Mann wie der spielsüchtige Sperling hervorragend für Bestechungsversuche.

Michael Steinke

Polizeibeamter.1906 als Sproß einer Juristenfamilie in Wilmersdorf geboren beginnt Steinke nach dem Jurastudium an der Friedrich-Wilhelm-Universität als Kommissaranwärter am Polizeipräsidium Berlin. Sein Dünkel ist ebenso groß wie sein kriminalistisches Unvermögen. Von Wilhelm Böhm und Ernst Gennat wenig geschätzt wechselt Steinke von der Mordinspektion schließlich zur Geheimen Staatspolizei.

Friedrich Thormann

Von allen außer Wilhelm Rademann nur Fritze genannt. Obdachloser Waisenjunge. Als unehelicher Sohn der Gelegenheitsprostituierten Anna Thormann am 13. März 1921 in Berlin geboren. Nach dem frühen Tod seiner Mutter kommt er in das städtische Waisenhaus Rummelsburg, aus dem er aber wiederholt ausbricht. Lebt auf der Straße, schlägt sich mit Mundraub und Schnorren vor Berlins Bahnhöfen durch. Hat sich geschworen, nie wieder ins Heim zurückzukehren. In der Obhut von Pflegefamilien entdeckt er dann seinen Bildungshunger und die Leidenschaft für das Lesen. Fritze ist beseelt von dem Wunsch dazuzugehören und vorwärtszukommen.

Sebastian Tornow

Polizeibeamter. Geboren 1905 in Teltow, Brandenburg. Nach einem tragischen Zwischenfall in seiner Familie geht er 1924 zur Polizeischule in Eiche bei Potsdam und fängt bei der preußischen Schutzpolizei an. Versieht seinen Dienst in Schöneberg und arbeitet sich dort in wenigen Jahren bis zum Polizeileutnant hoch. Schließlich bewirbt er sich bei der Kriminalpolizei und wird im Sommer 1931 Kommissaranwärter am Alexanderplatz. Tornow arbeitet zunächst bei der Fahndung, wird dann aber auch in der Inspektion A eingesetzt und arbeitet eng mit Gereon Rath zusammen. Tornow ist äußerst ehrgeizig und legt Wert auf ein perfektes Erscheinungsbild und gut gebügelte Uniformen.

Karin van Almsick

Beamtin der Weiblichen Kriminalpolizei und zeitweise Kollegin von Charlotte. 1906 in Wilmersdorf geboren. Nach einigen Berufsjahren in der Berliner Jugendfürsorge bewirbt sie sich 1931 als Kommissaranwärterin bei der Weiblichen Kriminalpolizei. Im Juli 1932 tritt die Tee- und Topfpflanzenliebhaberin Karin van Almsick ihren Dienst als Kommissaranwärterin in der WKP an und teilt sich dort ein Büro mit Charlotte Ritter.

Erika Voss

Sekretärin in der Mordinspektion. Geboren 1908 im Wedding. Bekam nach dem Besuch der Volksschule durch Vermittlung ihrer Schwester Franziska, die in der Personalabteilung des Polizeipräsidiums arbeitet, gleich eine Stelle als Sekretärin in der Inspektion A. Erika Voss wird Gereon Rath als Sekretärin zugewiesen, als der seinen Posten in der Mordinspektion antritt. Die Blondine führt gern private Telefonate während der Arbeitszeit oder hört fremde Gespräche mit, was ihrer deutlich ausgeprägten Neugier zuzuschreiben ist. Nach und nach lernt Rath aber die Verlässlichkeit und Loyalität der Voss zu schätzen. Erika Voss ist gut vernetzt im Polizeipräsidium, nicht nur dank ihrer Schwester und deren Kontakte, sondern auch, weil sie regelmäßig mit ein paar Kolleginnen aus anderen Abteilungen in der Kantine isst und dort die neuesten Gerüchte erfährt.

Johannes Warszawski

Katholischer Priester. Geboren 1883 in Posen als Sohn einer deutschsprachigen Mutter und eines polnischsprachigen Vaters und aufgewachsen in einfachen Verhältnissen. Beide Eltern waren katholisch und stolz darauf, als ihr hochbegabter Sohn vom Pfarrer ihrer Gemeinde für das Priesterseminar empfohlen wurde. Warszawski wird 1911 zum Priester geweiht und kommt noch während des Krieges nach Berlin. Seit 1921 betreut er die Gemeinde St. Norbert in Schöneberg. Der Pfarrer hat seine Herkunft nie vergessen und geht sein Amt eher hemdsärmelig an. Eher zufällig wird er zum Beichtvater von Gereon Rath.

Berthold Weinert

Journalist. Geboren am 28. Juni 1901 in Komotau, Österreich-Ungarn. Arbeitet von 1927 bis 1930 als Redakteur für das Berliner Tageblatt, verliert in der beginnenden Wirtschaftskrise aber seine Festanstellung und arbeitet als freier Mitarbeiter für seine alte Zeitung und andere Auftraggeber. Freund und Informant von Gereon Rath. Wohnt in der Nürnberger Straße, Raths erster Adresse in Berlin. Dort, als gemeinsame Untermieter ihrer Zimmerwirtin Elisabeth Behnke, haben sie sich auch kennengelernt. Später muss Weinert aus finanziellen Gründen in eine Dachgeschosswohnung in die Schumannstraße ziehen. Versucht sich auch, mit mäßigem Erfolg, als Drehbuch-, Sachbuch- und Romanautor, und wechselt später zum Prager Tagblatt.

Bernhard Weiß

Polizeivizepräsident. Geboren am 30. Juli 1880 in Berlin in einem liberalen jüdischen Elternhaus. Nach der Volksschule Besuch des Französischen Gymnasiums am Reichstagsufer, Abitur in Rudolstadt. Jurastudium in Berlin, München und Freiburg, 1904 Promotion zum Dr. iur. et rer. pol. in Würzburg. 1908 Reserveoffizier im Bayerischen Heer, 1914 Teilnahme am Weltkrieg. Ausgezeichnet mit EKI und EKII. 1918 stellvertretender Leiter der Kriminalpolizei Berlin; 1920 Aufbau und Leitung der Politischen Polizei, 1925 Kripo-Chef, 1927 Polizeivizepräsident in Berlin. In der Propaganda der Nazis wird der Jude Weiß, einer der besten Kriminalisten im Berliner Polizeipräsidium und ein mutiger Kämpfer für die Demokratie, der gegen linke und rechte Republikfeinde gleichermaßen entschlossen vorgeht, mit dem stigmatisierend gebrauchten Vornamen Isidor belegt, eine primitive Verächtlichmachung, vor der auch die Kommunisten nicht zurückschrecken.

Gustav Wengler

Gutsbesitzer und Geschäftsmann. Geboren 1891 in Danzig, Westpreußen, 1908 Besuch der Landwirtschaftsschule in Wehlau, Ostpreußen. 1914 wird Wengler Inspektor des Gutes Luisenhöhe bei Marggrabowa in Masuren, wo er sehr erfolgreich arbeitet. 1920 übernimmt er zunächst die gutseigene Schnapsbrennerei und später dann das gesamte Gut, macht in den kommenden Jahren aus dem lokalen Kornbrand Luisenbrand einen bekannten Markenartikel. Wengler engagiert sich 1920 politisch im Heimatdienst Marggrabowa, der für die weitere Zugehörigkeit des Landkreises zu Preußen und Deutschland wirbt, über die in einer Volksabstimmung entschieden werden soll.

Friederike Wieking

Leiterin der Inspektion G am Alexanderplatz (Weibliche Kriminalpolizei). Geboren am 3. August 1891 in Gildehaus, Provinz Hannover, ergreift sie den Beruf der Wohlfahrtspflegerin und übernimmt nach Stationen in Hannover und Stettin 1921 die Leitung der Frauenhilfsstelle am Polizeipräsidium Berlin. Ab 1927 baut sie die Weibliche Kriminalpolizei auf und wird als Kriminalrätin verbeamtet.

Paul Wittkamp

Weinhändler und Gereon Raths bester, vielleicht auch einziger Freund. Geboren am 7. November 1898 in Ahrweiler, Rheinprovinz, kommt er mit seinen Eltern, die ein Haus in Klettenberg erworben haben, 1907 nach Köln, wo er ein Jahr später Gereon Rath kennenlernt. Steigt nach einer kaufmännischen Ausbildung in die elterliche Weinhandlung ein, die er nach dem Tod seines Vaters 1927 übernimmt. Nachdem Gereon 1928 nach der Agnesviertel-Schießerei ins Visier der Presse gerät, ist Paul der einzige, der seinem Freund die Treue hält, auch nach Gereons Flucht nach Berlin. Sie sehen sich seit Raths Weggang nach Berlin nur noch selten, doch ändert das nichts an der Tiefe ihrer Freundschaft.

Bruno Wolter

Geboren 1887. Oberkommissar bei der Inspektion E, der Sittenpolizei. Spitzname: Onkel. Raths erster Chef in Berlin und so etwas wie ein väterlicher Freund — bis Gereon Rath das Sittendezernat verlässt und zu Ernst Gennat in die Inspektion A wechselt. Wolter nimmt es nicht immer ganz so genau mit den Dienstvorschriften, eine Eigenart, die Rath zunächst befremdet — bis er ebenfalls Geschmack daran findet. Vor allem zeigt Wolter ihm, wie man erfolgreich Spitzel rekrutiert.

Karl Zörgiebel

Polizeipräsident. Spitzname: Dörrzwiebel. Zörgiebel wurde am 30. September 1878 in Mainz geboren. Nach der Volksschule absolvierte er eine Küferlehre, war ab 1900 Gewerkschafter und Sozialdemokrat. Während der Novemberrevolution 1918 zweiter Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates in Köln, wurde er 1922 Polizeipräsident in Köln und machte dort Bekanntschaft mit Engelbert Rath. Ab 1926 ist Zörgiebel dann Polizeipräsident in Berlin. In seiner Amtszeit wurden in Berlin die ersten Verkehrsampeln eingeführt. Zörgiebel hat das rigosrose Vorgehen der Polizei gegen die Berliner Maidemonstrationen 1929 zu verantworten, den sogenannten Blutmai, bei dem 32 Menschen von der Polizei getötet wurden. Im November 1930 wird er in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Sein Nachfolger ist sein Vorgänger: Albert Grzesinski. Von den Beamten in der Burg wird Zörgiebel nicht sehr ernst genommen.